
Flugpost 07.2021

Licht am Ende des Tunnels
Von den Schwierigkeiten und Einschnitten durch die Pandemie habe ich ja in der letzten Flugpost berichtet und ich denke, jeder von uns hatte in bestimmten Bereichen zu kämpfen. Aber nicht nur Probleme waren zu lösen, sondern es gab auch spannende Erkenntnisse, die sich auch (zumindest zum Teil) für die Zukunft bewähren werden.
Als einen wirklich wichtigen Punkt sehe ich, dass wir durch unseren Zusammenhalt, durch das gemeinsame Durchstehen dieser Zeit, ein nochmal gestärktes Miteinander gebildet haben. Das gibt uns ein gutes Gefühl: „Gemeinsamkeit macht stark“.
Ein anderer Punkt war die Erfahrung der „Entschleunigung“, nachdem Fortbildungen, Besprechungen, Konferenzen online stattgefunden haben. Obwohl ich am Anfang Bedenken hatte und nicht sicher war, wie sinnvoll das ist oder wie gut es dann funktioniert, war ich doch sehr angetan von dieser Form der Kommunikation. Oft anstrengende Fahrtwege- und -zeiten entfielen, die Konzentration und Disziplin der Besprechungen waren beachtenswert und ich denke, manches wird auch in der Zukunft beibehalten werden. Einzig die Technik hat uns das eine oder andere Mal einen Streich gespielt, aber letztendlich konnten auch diese Probleme meist behoben werden und wir haben alle viel gelernt.
Eines hat sich allerdings gezeigt: bei den Fort- und Weiterbildungen ist das persönliche Zusammensein nur begrenzt ersetzbar. Da ist es deutlich schöner, angenehmer, sinnvoller und auch zielführender im Kreis zusammenzusitzen.
In den letzten Wochen haben wir wieder mit verschiedenen Gruppentreffen begonnen. Das Trauercafe ist wieder geöffnet, die Trauergruppe für Schulkinder und Jugendliche findet wieder statt und auch die Austausch- und Supervisionsgruppen sind festgelegt. Auch die Begleitungen auf den Palliativstationen der Uniklinik sind wieder möglich.
Das alles und vieles mehr muss organisiert und terminiert werden und wir machen gerade die Erfahrung, dass uns das viel Zeit kostet. Alles wieder anzuschieben, das sonst so selbstverständlich stattfindet ist auch für uns eine neue Situation. Auch planen wir ein neues Ausbildungsseminar für künftige Hospizbegleiter*innen. Zweimal musste es abgesagt werden.
Aber wir wollen nicht jammern, sondern freuen uns sehr darüber wieder etwas mehr Alltag zu erleben! Wir hoffen auch sehr, dass unsere verschobene Mitgliederversammlung im September stattfinden kann und wir uns im Zeughaus begegnen können. Eine eigene Einladung dazu erfolgt noch.
Ich wünsche Ihnen und uns allen, dass wir weiterhin etwas mehr Alltag haben werden. Dass wir unsere Arbeit wieder unter normaleren Bedingungen tun dürfen und auch privat wieder ein bisschen mehr Freiheit erleben dürfen. Ich habe jetzt, nach dieser sehr eingeschränkten Corona-Zeit die Erfahrung gemacht, wie schön es ist z. B. auf dem Rathausplatz einen Cappuccino zu genießen oder in den Buchladen zu gehen und einzukaufen oder – oder – oder. Mögen uns auch die guten Erfahrungen nach dieser schwierigen Zeit, die Entschleunigung, die Freude auf Alltägliches in Erinnerung bleiben und weitertragen.
Abschließen möchte ich mit Worten von Sören Kierkegaard:
Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber man muss es vorwärts leben.
Sören Kierkegaard
Mit herzlichen Grüßen

1. Vorsitzende
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