Flugpost 12.2020

Balance halten zwischen Nähe und Distanz

In dieser besonderen Zeit …

…schreibe ich Ihnen, liebe Mitglieder, wie es dem Verein geht, wie wir unsere Aufgaben schaffen und über neue Entwicklungen.

Dreißig Jahre besteht unser Verein und eigentlich war eine schöne Feier mit Konzert angedacht. Ob wir dieses Fest „nachholen“ oder einfach ein schönes Konzert anbieten, ist noch unklar. Angedacht ist der Mai 2021.

Nachdem im Sommer die Corona-­Infektionszahlen niedrig waren, konnten wir wieder gut Begleitungen übernehmen und wir sind froh, dass auch jetzt, im Herbst, die Möglichkeit der Sterbebegleitung gegeben ist.

Es gibt auch für Ehrenamtliche kein Verbot mehr, trotzdem gestaltet sich manches schwierig. Viele Auflagen sind zu bedenken, was für uns ein hoher organisatorischer Aufwand ist, und auch wir mussten bereits begonnene Begleitungen in Alten- und Pflegeheimen abbrechen, da die Türen durch hohe Infektionszahlen wieder geschlossen werden mussten. Eine schwierige und traurige Situation für alle Beteiligten. Im häuslichen Bereich ist es etwas unkomplizierter. Jedoch überlegen die Kranken und ihre Familien häufig, wieviele Menschen sie in ihre Wohnung kommen lassen.

Es ist auch nicht allen Hospizbegleitern möglich jetzt eine Betreuung zu übernehmen und so müssen wir manchmal ein bisschen „jonglieren“ um die Bedürfnisse der uns anvertrauten Menschen zu erfüllen. Im Miteinander und mit Engagement und Geschick klappt dann doch Vieles. Alle ­Gruppen, Trauergruppen, Supervisions­gruppen usw. finden dieses Jahr nicht statt. Die Einzelbegleitung Trauernder ist aber wieder möglich. Dazu auch ein Bericht in dieser Flugpost.

Gott sei Dank haben wir es noch rechtzeitig geschafft die verschobene Mitgliederversammlung mit Vorstandswahlen im September abzuhalten. Es war eine interessante und informative Veranstaltung. 

Einige wichtige Ergebnisse:

  • Wahl des Vorstands: Renate Flach, 1. Vorsitzende
  • Daniela Boecker-Franz, 2. Vorsitzende
  • Doris Schneller, Schatzmeisterin
  • Chantal Ryssel , Schriftführerin
  • Peter Thorn, Beisitzer

 

Zahlen für das Jahr 2019: Die Nachfrage nach Begleitungen von schwerkranken und sterbenden Menschen, Beratung und Trauer­begleitung ist hoch. Beratung und Begleitung haben 530 Menschen durch uns erfahren. Diese Zahl setzt sich zusammen aus 423 Begleitungen schwerkranker Personen, 17 Beratungen von Angehörigen Schwerkranker, 52 Trauernden, 22 Kinder in der Kindertrauergruppe und 16 Einzelberatungen zur Patientenverfügung. Die Beratungen zur Patientenverfügung innerhalb der Begleitungen sind dabei nicht einzeln aufgeführt. Im Trauercafe trafen 170 Besucher. Den Trauergesprächskreis besuchten 22 Teilnehmer.

In diesem Jahr sind unsere Zahlen natürlich niedriger und doch freue ich mich über jede Begegnung und Begleitung die gelingt, die gut ist. Daraus schöpfen wir Mut und machen auch die Erfahrung, dass trotz Abstand Nähe möglich ist, dass trotz Zeit­begrenzung Beziehung gelingt.

Ich hoffe und wünsche uns allen von Herzen, dass wir gut und gesund durch diese Zeit kommen. Mit Bedachtsamkeit und Zuversicht werden wir es schaffen.

Viele herzliche Grüße

Bild von Renate Flach
Renate Flach

1. Vorsitzende

Laden Sie das PDF der Ausgabe, um auch folgende Artikel zu lesen:

Erfahrungsbericht

Ein letzter Wunsch

Romana Frommelt, Palliativfachkraft

Der Anruf von Herrn E. kam kurz vor dem ersten „lock down“ im März. Er erkundigte sich ausführlich über unser Angebot und bat um unsere Hilfe und Unterstützung. Er erzählte, dass seine Frau nach einem 6-wöchigen Krankenhausaufenthalt mit einer sehr schlechten Prognose Ende der Woche nach Hause entlassen wird. Er wollte gut vorbereitet sein, sie sollte es so gut wie möglich haben. Wir vereinbarten den Erstbesuch.

Aus dem Verein

Aus den Supervisionsgruppen

Petra Schiller, Renate Flach, Bruno Boll, Bettina Böhmer-Lamey

Liebe Supervisionsgruppe, schön, dass die neue „Flugpost“ herauskommt, weil wir zwischen all den  Negativschlagzeilen gerade alle dringend einen Lichtblick gebrauchen können. Es freut mich, dass ich als Supervisorin ein paar Worte an euch schreiben darf. Wir haben uns lange nicht gesehen und ich hoffe, dass es euch trotz der Coronakrise gut geht, dass ihr gut für euch sorgt, oder für euch gesorgt wird, ihr euch nicht einsam fühlt und vor allem gesund seid.

Aus dem Verein

Trauerbegleitung 2020

Gudrun Görlitz, Trauerbegleiterin

Renate Flach und ihrem Team war es gelungen, „Corona–schwache“ Zeiten ausnutzend, mit großem Einsatz unseren Hospizhelfer/innen Ausbildungsjahrgang 2019/ 2020 – eine Gruppe von zwölf ganz besonderen Menschen – zu einem guten Abschluss zu bringen.

Erfahrungsbericht

Heimat

Mechtild Lauber, Hospizbegleiterin

Schon viele Jahre plante ich, eine ehrenamtliche Tätigkeit aufzunehmen, sobald es mir meine Zeit erlauben würde. Auf unterschiedlichen Wegen bekam ich viele Ideen: Über Artikel in der Presse, über Berichte von Bekannten oder auch über Anregungen aus dem Verwandtenkreis, über ausliegende Flyer, und auch in meiner Gemeinde wurden Menschen für ein Ehrenamt gesucht.

Erfahrungsbericht

Ein spontaner Einsatz

Gabriele Pohl, Hospizbegleiterin

Bis jetzt habe ich Menschen über einen längeren Zeitraum begleitet, mit einem oder zwei Besuchen in der Woche. Vor einiger Zeit kam ein Anruf von Albatros, ob ich gleich am nächsten Tag vormittags eine Sitzwache auf der Palliativstation bei einer sterbenden Patientin übernehmen könnte. Gerne sagte ich spontan zu. Ich stellte mich auf eine eher kurze Begleitung ein, denn ich wusste, dass die Patientin im Endstadium ihrer Erkrankung ist. 

Aus dem Verein

Trauergruppe für Kinder und Jugendliche

Ingrid Dziuba, Trauerbegleiterin und Hospizbegleiterin

Vielleicht fragt sich mancher, ob eine Trauergruppe überhaupt nötig und sinnvoll ist. Ich kann die Frage mit einem schlichten JA beantworten und möchte doch etwas näher darauf eingehen. Stellen wir uns folgendes Szenario vor: