Titelseite der Flugpost Juli 2021

Flugpost 07.2021

In den Fels gehauener Tunnel, von dessem hinteren Ende ein Licht strahlt
Licht am Ende des Tunnels (Fabian @ stock.adobe.com)

Licht am Ende des Tunnels

Von den Schwierigkeiten und Einschnitten durch die Pandemie habe ich ja in der letzten Flugpost berichtet und ich denke, jeder von uns hatte in bestimmten Bereichen zu kämpfen. Aber nicht nur Probleme waren zu lösen, sondern es gab auch spannende Erkenntnisse, die sich auch (zumindest zum Teil) für die Zukunft bewähren werden.

Als einen wirklich wichtigen Punkt sehe ich, dass wir durch unseren Zusammenhalt, durch das gemeinsame Durchstehen dieser Zeit, ein nochmal gestärktes Miteinander gebildet haben. Das gibt uns ein gutes Gefühl: „Gemeinsamkeit macht stark“.

Ein anderer Punkt war die Erfahrung der „Entschleunigung“, nachdem Fortbildungen, Besprechungen, Konferenzen online stattgefunden haben. Obwohl ich am Anfang Bedenken hatte und nicht sicher war, wie sinnvoll das ist oder wie gut es dann funktioniert, war ich doch sehr angetan von dieser Form der Kommunikation. Oft anstrengende Fahrtwege- und -zeiten entfielen, die Konzentration und Disziplin der Besprechungen waren beachtenswert und ich denke, manches wird auch in der Zukunft beibehalten werden. Einzig die Technik hat uns das eine oder andere Mal einen Streich gespielt, aber letztendlich konnten auch diese Probleme meist behoben werden und wir haben alle viel gelernt. 

Eines hat sich allerdings gezeigt: bei den Fort- und Weiterbildungen ist das persönliche Zusammensein nur begrenzt ersetzbar. Da ist es deutlich schöner, angenehmer, sinnvoller und auch zielführender im Kreis zusammenzusitzen.

In den letzten Wochen haben wir wieder mit verschiedenen Gruppentreffen begonnen. Das Trauercafe ist wieder geöffnet, die Trauergruppe für Schulkinder und Jugendliche findet wieder statt und auch die Austausch- und Supervisionsgruppen sind festgelegt. Auch die Begleitungen auf den Palliativstationen der Uniklinik sind wieder möglich.

Das alles und vieles mehr muss organisiert und terminiert werden und wir machen gerade die Erfahrung, dass uns das viel Zeit kostet. Alles wieder anzuschieben, das sonst so selbstverständlich stattfindet ist auch für uns eine neue Situation. Auch planen wir ein neues Ausbildungsseminar für künftige Hospizbegleiter*innen. Zweimal musste es abgesagt werden.

Aber wir wollen nicht jammern, sondern freuen uns sehr darüber wieder etwas mehr Alltag zu erleben! Wir hoffen auch sehr, dass unsere verschobene Mitgliederversammlung im September stattfinden kann und wir uns im Zeughaus begegnen können. Eine eigene Einladung dazu erfolgt noch.

Ich wünsche Ihnen und uns allen, dass wir weiterhin etwas mehr Alltag haben werden. Dass wir unsere Arbeit wieder unter normaleren Bedingungen tun dürfen und auch privat wieder ein bisschen mehr Freiheit erleben dürfen. Ich habe jetzt, nach dieser sehr eingeschränkten Corona-Zeit die Erfahrung gemacht, wie schön es ist z. B. auf dem Rathausplatz einen Cappu­ccino zu genießen oder in den Buch­laden zu gehen und einzukaufen oder – oder – oder. Mögen uns auch die guten Erfahrungen nach dieser schwierigen Zeit, die Entschleunigung, die Freude auf Alltägliches in Erinnerung bleiben und weitertragen.

Abschließen möchte ich mit Worten von Sören Kierkegaard: 

Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber man muss es vorwärts leben.

Mit herzlichen Grüßen

Bild von Renate Flach
Renate Flach

1. Vorsitzende

Laden Sie das PDF der Ausgabe, um auch folgende Artikel zu lesen:

Aus dem Verein

Trauercafé in Coronazeiten

Maria Förg, Hospiz­begleiterin

Bis Anfang September 2020 konnten wir unser Trauercafé noch abhalten, die Trauernden mussten sich lediglich anmelden, da die Zahl begrenzt war. Wir machten einen Stuhlkreis mit entsprechendem Abstand, da auch keine Tische aufgestellt werden durften. So konnte unser Café in kleiner, ungewohnter Runde stattfinden […]

Erfahrungsbericht

Sterbe- und Trauerbegleitung in Pandemiezeiten

von einer Angehörigen

Als mein Mann vor 22 Monaten verstarb, merkte ich bereits nach kurzer Zeit, dass ich es nicht allein schaffe mit meiner Trauer umzugehen und war froh, als ich im Oktober 2019 in den Trauerkreis bei Albatros aufgenommen wurde […]

Aus dem Verein

Team-Besprechung

Sandra Claus, Palliativ­fachkraft

Jeden Mittwoch treffen wir uns im Büro zur Team-Besprechung. Wir, damit meine ich die Palliativfachkräfte der Hospiz-Gruppe Albatros, Renate Flach, Romana Frommelt und mich, Sandra Claus. Wöchentlich kommen wir zusammen um […]

Erfahrungsbericht

Einer der letzten Wünsche

Anton Deisenhofer, Hospizbegleiter

Ein Zoobesuch, das war einer der letzten Wünsche von Herrn A., den ich von Januar bis Anfang Juni dieses Jahres als Hospizbegleiter betreute. Da er so viel Positives mit dieser Einrichtung verband, wollte er gerne mit mir dorthin gehen und mir dabei eine persönliche Führung zukommen lassen. […]

Erfahrungsbericht

Ein tief bewegender Moment

Johanna Riegel, Hospizbegleiterin

Vor einiger Zeit wurde ich zu einer sterbenden Patientin gerufen. Ich traf dort auf eine noch recht junge Frau, die mit unwahrscheinlich glattem und rosigem Gesicht in ihrem Pflegebett im Wohnzimmer ihres Hauses lag, umgeben von liebevoll gestalteten und gemalten Bildern ihrer Kinder. Die ganze Umgebung wies auf eine liebevolle Familie hin. […]

Aus dem Verein

Vorstandsarbeit

Doris Schneller, Schatzmeisterin

Ja, was macht eigentlich der Vorstand? Jedenfalls trifft er sich nicht zu einem Plauderstündchen. Es gibt sechs wichtige Punkte für die Sitzungen: […]